Harthau/Großharthau in Kriegszeiten

Der Dreißigjährige Krieg - 1618-1648 

Der Krieg begann mit dem „Fenstersturz zu Prag“ und endete mit dem „Frieden zu Münster“ Die hiesige Gegend litt extrem in dieser Zeit. Armut, Hunger und Krankheiten prägten den Alltag. Die Pest forderte zahlreiche Opfer. Über Harthau gibt es aus diesem Krieg nur wenig zu berichten. F. E. Praßer (siehe Quellen) schreibt von Harthau: „Im Jahre 1619, den 19. November, war eine liederliche Bettel, Margarethe Voigt, aus Harthau, die sich in Großröhrsdorf aufgehalten hatte, wegen getriebener Unzucht auf fünf Jahre des Landes verwiesen.“ und „Im Jahre 1621 erstach ein Maurer zu Harthau ohne alle Ursache den Pächter des Gutes Sembichau mit einem Dolche. Dieser Mörder starb im Gefängnisse.“ 

 

Die drei Schlesischen Kriege - 1740-1763 

Als 1740 der Römische Kaiser Karl VI. gestorben war, kam es zwischen Preußen und Österreich zum ersten Schlesischen Krieg. Sachsen, regiert von August III. - König von Polen und Kurfürst von Sachsen als Friedrich August II. 1733-1763, war Verbündeter Preußens und besetzte Böhmen. Im zweiten Schlesischen Krieg stand Sachsen an österreichischer Seite. Daraufhin fiel Preußen 1745 in Sachsen ein und schlug die Sächsische Armee bei Kesselsdorf. Nun wurde Sachsen Verbündeter Preußens und es kam am 25. Dezember zum „Frieden von Dresden“. In diesen Kriegen lagerte in hiesiger Gegend Militär. Die von den Dörfern aufzubringenden Abgaben überstiegen oft das Mögliche und es kam zu großer Armut. Der dritte Schlesische Krieg, auch Siebenjähriger Krieg genannt, war 1756-1763. Preußen überfiel Sachsen und im September hatten sie unsere Gegend erreicht. Wieder mussten Abgaben aller Art an die Preußen erfolgen. Im August 1757 lagerten 2 Tage Preußen zwischen Harthau und Goldbach. Es kostete dem Dorf 6064 Taler. Die Soldaten nahmen sich alles, was sie an Lebensmitteln fanden und die Einwohner erlitten viel Not. 1758 lagerten erneut die preußische Truppen bei Harthau. Ob Vieh, Getreide, Brot, Mobiliar, Hausrat usw., die Preußen plünderten, wie es ihnen passte. Im Jahr 1760 kam es nochmals zur Einquartierung und der preußische König Friedrich II. - König von Preußen 1740-1786 - war am 6. Juli in Harthau. Am 11. Februar 1763 wurde in Hubertusburg Frieden geschlossen und eine Zeit voller Ängste, Armut und sonstigen Entbehrungen hatte ein Ende. 

 

Die Feldzüge Napoleons - 1812-1815 - Befreiungskriege 

Im Jahr 1813 kam es beim Rückzug Napoleon I. - Kaiser der Franzosen 1804-1815 - aus Russland zu verschiedenen Gefechten zwischen den Franzosen und den Alliierten Armeen in unserer Gegend, so im Mai bei Wurschen und Bautzen. Sachsen unter König Friedrich August I. - erster König von Sachsen 1806-1827 als Friedrich August III. Kurfürst von Sachsen 1763-1806 - war Verbündeter Frankreichs. Im August 1813 schlug die  napoleonische Armee die verbündeten Heere bei Dresden. Doch in der Völkerschlacht bei Leipzig, im Oktober, siegten die Verbündeten. Damit brach die Herrschaft Napoleons in Deutschland zusammen. Im März 1814 wurde Paris von den Alliierten besetzt und Napoleon auf die Insel Elba verbannt. 1815 kehrte Napoleon Bonaparte als Feldheer zurück und es kam am 18. Juni zur Schlacht bei Waterloo. Die Deutsche, Englische, Belgische und Holländische Armee wurden vom britischen Feldmarschall Wellington befehligt, die Armee der Preußen von Generalfeldmarschall Blücher - Fürst von Wahlstatt. Die napoleonischen Truppen erlitten eine verheerende Niederlage. Napoleon Bonaparte kam zur Verbannung auf die Insel Sankt Helena, wo er am 5. Mai 1821 starb. Über diese Zeit veröffentlichte Fr. Bernhard Störzner 1924 in der Zeitung, „Der sächsische Erzähler“ folgendes:Großharthau im Kriegsjahre 1813. Das an der uralten Bautzner Landstraße liegende Schlosse, in dem seit Jahrzehnten Se. Durchlaucht Prinz Sizzo v. Schwarzburg-Rudolstadt Wohnung genommen hat, hat unter den Kriegsnöten schon viel zu erleiden gehabt. Kein Krieg ist an Großharthau spurlos vorübergegangen, ganz besonders der Freiheitskrieg im Anfange des 19. Jahrhunderts. Am höchsten stieg hier die Kriegsnot 1813. Weil die alte Heerstraße quer durch das Dorf führt, hatte Großharthau, früher nur als Harthau bezeichnet, mehr als mancher andere Ort in Dresdens weiterer Umgebung die Schrecken des Krieges zu empfinden. Einquartierung folgte auf Einquartierung. Es mag hier ein Augenzeuge jener Tage lieber selber sprechen. Derselbe erzählt da u. a. folgendes: “Alles Eigentum der Bewohner gehörte den gefühllosen Kriegern, Scheunen, Böden, Keller und Stuben räumten sie aus, und in den zu Harthau gehörenden Feldern lagen sie oft zu vielen Tausenden und verwüsteten sie. Scharenweise trieben sich in dieser Gegend auch entlaufene Soldaten umher und plünderten in der Nacht die Häuser und Ställe. Nachzügler und selbst Verwundete raubten und machten den Bewohnern das Leben sauer. Besonders groß war die Not kurz vor der Schlacht bei Dresden (den 24. bis 27. August 1813) da viele tausend Franzosen, aufs äußerste erschöpft, bei Harthau ankamen und um das Dorf ihr Lager aufschlugen. Sie hatten in Eilmärschen an diesem Tage neun Meilen zurückgelegt und wollten nach Dresden. Die finstere und stürmische Regennacht trieb die Krieger an die Wachtfeuer. Tausende von Franzosen mussten unter freiem Himmel bleiben auf durchnässtem Boden, während der nieder stimmende Regen die Lagernden bis auf die Haut durchdrang. Alles scharte sich nun um die Wachtfeuer. Dabei kannten sie keine Vorsicht, lagerten sich an und zwischen die Häuser, wo sie vor dem Wetter etwas geschützt waren, zündeten ihr Feuer an und nährten es möglichst durch fleißiges Nachlegen und Schüren, dadurch aber geriet ein Backofenhaus, an welches die Funken flogen, in Brand, der wütende Sturm riss die Flammen mit sich fort, und bald stand eine Reihe Häuser in Flammen. Gleichzeitig und zum Teil mit sichtbarem Wohlbehangen sahen die Franzosen dem Brande zu; keiner derselben rührte sich, um den wenigen Leuten, welche aus dem Dorfe mit der Spritze herbeigeeilt waren, irgend welchen Beistand zu leisten. Wohl aber sah man sie sich scharenweise um das Feuer lagern oder über die herab fallenden brennenden Sparren herfallen, um diese an die Plätze hinzuschleppen, wo sie lagerten, damit sie sich an denselben wärmen konnten. Viele von ihnen blieben unbeweglich auf ihren Lagerstätten liegen, selbst dann noch, als die aufgebrachten Einwohner mit der Feuerspritze herbeieilten. durch die Reihen der Lagernden hindurchstürmend, hin und wieder über die Flinten und Patronentaschen derselben hinweg fuhren. Diejenigen, welche um die brennenden Gebäude lagen, schliefen vor Müdigkeit so fest, dass sie es nicht bemerkten, wenn ihnen Funken oder glühende Kohlen auf die Uniformen flogen, und manche derselben würden verbrannt sein, wenn sie nicht von den Einwohnern zu rechten Zeit wären aufgeweckt und mit Gewalt von ihren Plätzen weggerissen worden. Im Schlosse zu Harthau waren während des europäischen Völkerkrieges Offiziere allerlei Ranges einquartiert. Unter den französischen Offizieren ersten Ranges hatte Marschall Macdonald hier am längsten sein Quartier. Der Kaiser Napoleon stieg zu drei verschiedenen Malen im herrschaftlichen Schlosse ab und machte von hier aus, wo er jedes Mal auch übernachtete, zuweilen Ausflüge in die Umgegend. Das erste Mal war er hier vom 18. zum 19. Mai, drei Tage vor der Schlacht bei Wurschen und Bautzen, das zweite Mal den 3. September, als die Verbündeten bereits wieder bis in die Oberlausitz vorgedrungen waren. Am 22. und 24. September, an welchen Tagen die Russen bereits neben und hinter Harthau standen, hatte Napoleon persönlich von dem zwischen Schmiedefeld und Harthau gelegenen Kapellenberge aus mit Kanonen auf den feindlichen Nachtrab feuern lassen, war dann, als die Verbündeten sich zurückgezogen, noch einmal bis Bischofswerda vorgedrungen und abends nach Harthau zurückgekehrt. Von hier begab er sich am 23. September in die Gegend von Neustadt bei Stolpen, wo der General Lauriston  von den Österreichern und Russen angegriffen worden war. Nachdem Napoleon von da noch einmal zurückgekehrt war, verließ er tags darauf den Ort, um ihn nie wieder zu sehen. Napoleon bewohnte bei seinem Aufenthalt in Harthau immer ein und dasselbe Zimmer im Schlosse. (Es wurde bis zu dem Umbau des Schlosses in den Jahren 1892 und 1893 den Fremden gezeigt. Auch ich habe es s. Z. besichtigt.) Bei dem Rückzuge der Franzosen in die Gegend von Neustadt war Harthau, sowie die in dessen Nähe befindlichen Anhöhen, abwechselnd bald in den Händen der Verbündeten, bis diese endlich, der Übermacht weichend, ihre Stellungen auch in der hiesigen Gegend aufgaben. Die Tage, welche ihrem Rückzuge unmittelbar vorausgingen, waren die heißesten in der Leidensgeschichte Harthaus. Bei dem damals unterhaltenen Kanonenfeuer nämlich wurden das Dorf und das Schloss arg beschossen. Da das Schloss gerade in der Schusslinie lag, schlugen eine Menge Granaten ein. Man vermutet, dass es mit Absicht beschossen worden sei. Zum Unglück hatten sich bei Beginn des Kanonendonners viele Ortseinwohner in das Schloss geflüchtet. Eine Anzahl Granaten flogen durch die Bedachungen der Wirtschaftsgebäude und selbst des Herrenhauses hindurch, ohne glücklicherweise jemanden zu verwunden; auch wurde kein Gebäude des herrschaftlichen Schlosses durch das längere Zeit anhaltende Kanonenfeuer in Brand gesteckt. Einen traurigen Anblick aber bot in jenen Tagen die Kirche dar, da diese von den französischen Vorposten, die vom Kirchhofe aus mit russischen und preußischen Vorposten Schüsse wechselten, ihrer Türme und des Altarblattes beraubt worden war. Überdies diente den Franzosen die Kirche in jenen Tagen als Wacht- und Schlachthaus.” - Soweit der Bericht des Augenzeugen jener Schreckenstage von Harthau. Der größere Teil der Ortsbewohner hatte sich teils in den Wald, in die Masseney, teils in die benachbarten Dörfer und selbst nach Böhmen geflüchtet. Eine große Anzahl der Flüchtlinge wurde vom Nervenfieber ergriffen und viele unter ihnen sahen die Heimat nicht wieder. Sie hatten furchtbare Qualen auszustehen. Dazu war ihr Sterbelager oft das Moos im Walde. - Auch im Orte Harthau selbst wütete das Fieber. Die meisten Kranken hatten kein Bett. Das harte Stroh oder eine Holzbank bildete ihre Lagerstätte. Dort lagen sie, nur mit ein paar elenden Lumpen zugedeckt. Diese Unglücklichen mussten noch froh sein, wenn sie von der Habgier und Härte der rohen Krieger verschont blieben, und mithin wenigstens ruhig sterben konnten. Ärzte gab es weit und breit nicht, auch kein Fleisch und Brot, und so wurden viele der Kranken überdies auch noch die Beute des Hungers. Ein furchtbares Elend war in den Ort eingezogen und es hat Jahrzehnte gedauert, ehe seine Bewohner sich wieder erholen konnten. - An jene Tage erinnern noch einige Kanonenkugeln, die an der Hofseite des Wirtschaftsgebäudes und in der Hausflur des Herrenhauses des Schlosses in einer Wand angebracht worden sind“. Mindestens 1 Soldat aus Harthau nahm an diesem Krieg teil. 1813 wurden in Harthau 19 Kinder geboren und 61 Personen starben, die meisten davon an Nervenfieber und Typhus. Der damalige Pfarrer schrieb ins Kirchenbuch „Im Kriegsjahre 1813 ist in Harthau kein Brautpaar getraut worden“. 

 

Der Deutsch-Dänischer Krieg - 1864 

Ende des Jahres 1863 kam es zum Streit zwischen dem Deutschen Bund und dem Königreich Dänemark. Es ging um die Zugehörigkeit Schleswigs und um die Verletzungen der im Deutschen Bund getroffenen Abmachungen. Preußen unter König Wilhelm forderte die Vertragstreue Dänemarks und unternahm mit Österreich einen Feldzug gegen Dänemark. Am 18. April 1864 war die Schlacht auf den Düppeler Schanzen. Dänemark wurde geschlagen und im Friedensvertrag von Wien musste Dänemark Schleswig und Holstein abtreten. Der spätere Ortsrichter Friedrich Moritz Böttger war Kriegsteilnehmer. Er starb am 19. März 1918 und war Kriegsveteran von 1864, 1866 und 1870/71. Über gefallene Soldaten aus Harthau ist mir nichts bekannt. 

 

Der Krieg zwischen Preußen und Österreich - 1866 

Obwohl im Krieg 1864 noch Verbündete gegen Dänemark, kam es zwischen Preußen und Österreich zum Streit über Holstein. In diesem Krieg stand Sachsen, unter Befehl von König Johann - König von Sachsen 1854-1873, an der Seite von Österreich. Am 3. Juli 1866 wurde bei Königgrätz die entscheidende Schlacht ausgetragen. Preußen ging als Sieger hervor und es kam am 23. August zum Frieden von Prag. Die Kampfhandlungen fanden in Böhmen statt und so blieb unsere Gegend verschont.  

 

Der Deutsch-Französische Krieg - 1870-1871 

Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich Preußen den Krieg. Die süddeutschen Staaten traten an die Seite Preußens und kämpften gemeinsam gegen Frankreich. Die sächsischen Truppen wurden von Generalfeldmarschall Kronprinz   Albert - König von Sachsen 1873-1902 - geführt. Am 1. September 1870 kam es bei Sedan zur entscheidenden Schlacht zwischen Frankreich und Deutschland. Nachmittags gaben die Franzosen auf. Der Frieden zu Frankfurt am Main, vom 10. Mai 1871, bedeutete das Ende des Krieges. Durch den Krieg hatten sich die deutschen Staaten vereinigt und es kam in dessen Folge am 18. Januar 1871 in Versailles zur Gründung des Deutschen Reiches. Wilhelm I. - König von Preußen 1861-1888 und Deutscher Kaiser 1871-1888 - wurde Deutscher Kaiser und Otto  von Bismarck Reichskanzler - Reichskanzler des Deutschen Reiches 1871-1890. Aus Harthau nahmen mehrere Soldaten an diesem Krieg teil, glücklicherweise kehrten alle in ihre Heimat zurück. 

 

Der I. Weltkrieg 

Am 28. Juni 1914 kam es in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo zum Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie von Hohenberg, beide wurden erschossen. Österreich-Ungarn mit Franz Josef I. - Kaiser von Österreich 1848-1916 und König von Ungarn 1867-1916 - erklärte Serbien am 28. Juli den Krieg. Deutschland kam seinen Bündnisvereinbarungen nach und eröffnete eine zweite Front im Westen. Nach anfänglichen Erfolgen geriet die Front zum Stehen und es entwickelte sich ein erbarmungsloser Stellungskampf. Der Krieg ging am 3. November 1918 mit einem Waffenstillstand zu Ende. Der Krieg forderte über 10.000.000 Tote. Deutschland verlor alle Kolonien und auch deutsches Territorium. Die Novemberrevolution in Deutschland bedeutete das Ende der Monarchie. Reichskanzler Prinz Max von Baden verkündete am 9. November die Abdankung des Deutschen Kaiser Wilhelm II. - König von Preußen und Deutscher Kaiser 1888-1918, er ging am nächsten Tag ins Exil. In Sachsen trat Friedrich August III. - König von Sachsen 1904-1918 - am 13. November ab. Am 19. Januar 1919 fanden die Wahlen zur Nationalversammlung statt. Friedrich Ebert - Reichspräsident 1919-1925 - wurde erster Präsident der Weimarer Republik. Durch die Anerkennung des Versailler Vertrags am 22. November 1919 musste Deutschland erhebliche Gebietsverluste hinnehmen. Die Siegermächte forderten auch hohe Reparationszahlungen. Es folgte bald die Inflation. Reichskanzler während des Krieges waren: Theobald von Bethmann Hollweg - Reichskanzler 1909-1917, Georg Freiherr von Hertling - Reichskanzler 1917-1918 und Prinz Max von Baden - Reichskanzler 1918.

Nach dem Mobilmachungsbefehl vom 01. August 1914 mussten auch viele Männer aus Großharthau in diesen Krieg. Die Wehrpflicht begann mit dem 18. Lebensjahr und dauerte bis zum 45. Lebensjahr. Sie kämpften für Kaiser und Vaterland und erhielten für Mut und Tapferkeit, wie schon ihre Großväter und Väter, die verschiedensten Auszeichnungen. Im Sommer 1914 befanden sich 105 Soldaten unserer Gemeinde im Krieg, Ende 1915 waren es 186. Der damalige Gemeindevorstand Kurze schickte zu Weihnachten 1914 an alle Soldaten aus Großharthau eine Glückwunschkarte für das Jahr 1915. Im Jahr 1917 hatte das Ehepaar Ufer 10 von 12 Söhnen im Krieg! Der Sächsische König Friedrich August III. sprach den Eltern seine Glückwünsche aus und lies 500 Mark an die Familie Ufer überweisen. Soldaten aus dem Lazarett in Arnsdorf empfing Prinz Sizzo von Schwarzburg 1915 im Park.  Viele Großharthauer Soldaten gehörten dem in Bautzen stationierten Infanterieregiment 103 an. Mein Urgroßvater Edwin Teich gehörte auch zu diesem Regiment. Er diente bei der 63. Brigade. Der Krieg forderte auch in unserer Gemeine Opfer. 39 Großharthauer Soldaten sahen ihre Heimat nicht wieder. Am 04. Juli 1920 fand im "Kyffhäuser" eine Begrüßungsfeier für die heimgekehrten Krieger und Kriegsgefangenen statt. Den Gefallenen zu Ehren wurde 1920 auf dem Friedhof das Kriegerdenkmal geweiht. Über die Einweihung schrieb der „Der sächsische Erzähler“: „Großharthau, 30. August. Das diesjährige Erntedankfest war für unsere Gemeinde von besonderer Bedeutung, fand doch nach dem Festgottesdienst die feierliche Weihe des Ehrendenkmals für die 35 Gefallenen (4 kamen dazu) und Vermissten aus unserem Orte statt. Das Gotteshaus hatte lieblichen Schmuck durch zahlreiche Kränze und Girlanden, Garben und Feldfrüchte und durch den besonders schön gewundenen Erntekranz erhalten. Dazu kam als bleibende Zierde ein von der hiesigen Ortsgruppe Heimatdank gestiftetes großes „Eisernes Kreuz”, das in den letzten Jahren nach und nach mit eisernen und versilberten Nägeln völlig vernagelt worden war, und auf dem Altar standen als Gabe einer nicht genannt werdenden wollenden Familie 15 zinnerne, zum Teil versilberte glänzende Leuchter. Diese hochherzige Gabe bietet Gewähr, dass die schöne, alte Sitte bei uns erhalten bleibt, nach der die Jugend einem aus ihrer Mitte entschlafenen Mitglied soviel Kerzen zu Ehren brennen lässt,  als es Jahre erlebt hat. Für beide Gaben wie für den treuen Schmuck des Gotteshauses und die musikalische Ausgestaltung des Festgottesdienstes sei auch an dieser Stelle der herzlichste Dank ausgesprochen. Unter den ernsten Klängen der Weise: Jesus, meine Zuversicht begann nach dem Gottesdienst die Weihe des Ehrendenkmals. Trotz des leise herniedergehenden Regens umgab eine große Menge den Platz auf dem Friedhofe, wo sich das Denkmal, ein 4,45 m hohes Granitkreuz, gelehnt an die Kirchenwand, erhebt. Nach dem Gedanken des Ortspfarrers hat Herr Architekt Kandler - Klotzsche eine Anlage geschaffen, die eine der würdigsten ihrer Art ist. Auf einer zweistufigen Terrasse breitet das gewaltige Kreuz mit der Kreuzbalkeninschrift: „Getreu  bis an den Tod“ seine beiden Arme wie segnend aus über die zwei Namentafeln, die eine vortreffliche Arbeit des Bildhauers Herrn Weidner - Bischofswerda, neben der Widmung „Ihren für die Heimat gefallenen  Helden in Liebe und Dankbarkeit die Gemeinde Großharthau“ je ein erhaben gearbeitetes starke Schwert zeigen. Die Tafeln ruhen auf kräftigen in die Kirchwand eingelassenen Sockeln und tragen in erhabener Arbeit eine mit dem Eisernen Kreuz und Eichenblättern geschmückte Bekrönung. Der nach Süden offene Platz wird im Norden und Osten durch die Kirch und ihren Anbau  und nach Westen durch eine wuchtige Granitquadermauer geschützt. Zwei steinerne Bänke und schöne dunkle Lebensbäume vervollständigen den tiefen ernsten Eindruck, den Jeder empfängt, der diesem schlichten und doch so gewaltig wirkenden Ehrendenkmal gegenübertritt. Die Ungunst der Witterung veranlasste eine Kürzung der Ansprachen, von denen die des Ortspfarrers sich auf das Wort „Getreu bis an den Tod“ gründete, während nach dem Lied des Gemischten Chores „Sei still“ v. Gast Herr Pfarrer Alex. Leonhardi, dessen Bruder Erhard mit zu den Opfern des Weltkrieges gehört, seine Gedanken auf dem Worte „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten“ aufbaute. Es folgten die Kranzniederlegung, ein kurzes Gebet des Ortspfarrers und der Schlussvers: „Gottes Friedenshand uns leite, zum guten Land uns zubereite“. 
Als letzte Ehrung und als letzter Gruß erklang vom Turm geblasen „Morgenrot, Morgenrot“. Gott lasse diese Feier an allen, die ihr beiwohnten, zum bleibenden Segen werden!“

Der II. Weltkrieg

Am 01. September 1939 überfiel Deutschland Polen und es begann der schrecklichste Krieg der Menschheitsgeschichte. Zur Schuld, Verlauf und Folgen des Weltkrieges ist schon so manches Werk geschrieben worden. Deshalb möchte ich auf diese Themen verzichten. Jedes Leben was ausgelöscht wurde war eines zu viel. Am 8. Mai 1945 kapitulierte Deutschland. Der Krieg kostete über 50 Millionen Menschen das Leben und über 10 Millionen Deutsche verloren ihre Heimat. Unser Heimatort hatte über 170 Tote zu beklagen. Eine Gedenktafel wurde anlässlich der 775-Jahrfeier 2003 neben dem Kriegerdenkmal des I. Weltkrieges angebracht. Durch die Bestrebungen einiger engagierter Bürger etwas Bleibendes mit den Namen der Opfer zu schaffen, fand am 16. November 2008 in unserer Kirche die Einweihung eines Denk- und Mahnmals für die Opfer des Zweiten Weltkrieges statt.

Die Sächsische Zeitung vom 15./16. November 2008 schrieb dazu folgendes:
Das von Thomas Fauck aus Kleinröhrsdorf geschaffene Werk wird am morgigen Volkstrauertag in der Kirche eingeweiht.
Mit einer Feier im Rahmen des Gottesdienstes wird am Sonntag im Vorraum der Großharthauer Kirche ein Denk- und Mahnmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges eingeweiht. Kirchgemeinde und Kommune laden alle Einwohner zur Erinnerung und Mahnung sowie zum Gebet für den Frieden ein. „In besonderer Weise eingeladen sind Nachkommen von Opfern des Zweiten Weltkrieges. Ihre Verstorbenen sollen in Form dieses Denkmales eine persönliche Ehrung erhalten", erklärt Pfarrer Gerhard Helbig. Auf der Schriftplatte des Denkmals stehen 176 Namen und Lebensdaten von Menschen, die in Großharthau geboren wurden, gelebt haben und während des Zweiten Weltkrieges oder in seiner Folge ums Leben kamen. Steffen Noah hat die Daten zusammengetragen. Außer ihm und dem Künstler gelte Großharthaus Bürgermeister Jens Krauße sowie Herrn Roch, Herrn Pohling und Herrn Kunath für ihre Mitarbeit im Ausschuss ein besonderer Dank, sagte der Pfarrer. Zur Finanzierung des Denkmals hoffe die Kirchgemeinde auf weitere Spenden. (SZ)
 

                    

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